Gökçen Dilek Acay diskutiert in ihrer Arbeit Konzepte der
Unterdrückung, Macht und den zerstörerischen Aspekten des Menschen. Acay
verwendet verschiedene Symbole um den Kontrast und den gegenseitigen
Einfluss zwischen dem tierischen im Menschen und dem menschlichen im
Tier zu zeigen. Macht ist ein Spiegelbild der modernen Gesellschaft und
der politischen Struktur des Rohen und Instinktiven. Der moderne Mensch
besteht nach Acay aus Widersprüchen. In ihrer Arbeit versuche sie, diese
Wildheit und die Gewalt gegen weniger begünstigte Wesen sowie gegen den
objektivierten und missbrauchten Körper herauszuarbeiten und
darzustellen. Nach Acay sucht der Mensch ständig ein ideales Bild von
sich selbst. Grundlegender Aspekt ihrer Arbeit ist die Suche nach einem
idealen Menschenbild auf einer transkulturellen Ebene. Aus dieser
Grundidee heraus entstehen die erweiterten Kontexte ihres vielseitigen
Schaffens.
Gökçen Dilek Acay arbeitet in unterschiedlichsten
Medien. Mal mit Textilien und Stickerei, mal in Form umfangreicher
mehrkanal Videoinstallationen, 3D Druck oder Ton, Fotografie und Sound,
Installation und Objekt. Dabei stellt die Künstlerin eine Verbindung
zwischen Realität und Imagination her, indem sie Objekte, Bilder,
verschiedenste Materialien bis hin zu Elementen aus dem Bereich des
Theaters, Tanzes oder Kinematografischen, transformiert, neu
zusammensetzt und so den Gegenstand seiner ursprünglichen Funktionalität
beraubt. Durch die dadurch entstehende Verformung und paradoxe
Konstruktion schafft Acay fiktive Bilder mit alternativer Bedeutung,
möchte unsere Realität aufbrechen und die Absurdität um uns herum
aufzeigen.
Herausragend dabei ist die inhaltliche Stringenz,
welche sich in einer politischen Kultur und Haltung verorten lässt. Bei
genauerer Betrachtung einzelner Werke werden Stellungsnahmen gegenüber
dem globalpolitischen Geschehen deutig. Sei es ein auf Handzeichen
beruhendes Alphabet, mitsamt Manifest und Video, für einen stillen
Protest während der Unruhen im Gezipark in Istanbul, oder die Rolle der
Frau in unserer Gesellschaft hinterfragende Performances wie Barking Dog oder forms of protest.
Gökçen
Dilek Acay und EIGENHEIM Weimar/Berlin arbeiten seit 2015 regelmäsig in
verschiedenen Ausstellungen und Projekten zusammen. Im Jahr 2020
erscheint bei EIGENHEIM Weimar/Berlin eine Fotoedition mit Motiven,
welche während Acays aufenthalt beim Taipai Artist Village Residency
entstanden sind. Diese sind inspiriert durch die Philosophie und
Theatralik des japanischen Butohtanz. Die Edition ist in einer Auflage
von 10 + 1AP mit 15 Motiven in einer leinengebundenen Editionsbox im
Format A3 erschienen. Die Edition kann auf der Webseite der Galerie
eingesehen werden.
BIOGRAFIE
Gökcen Dilek Acay, geboren 1983 in Istanbul. Musikerin
und Künstlerin. Studierte Musik im Hauptfach Violine an der Technischen
Universität Yildiz (Istanbul) und an der Bauhaus-Universität Weimar,
Master of Fine Arts. Acay arbeitet international mit Tänzern, Musikern
und bildenden Künstlern zusammen. Sie war Performerin am Watermill
Center, Projekt entwickelt für Robert Wilson 2013. Acay erhielt 3.
Mansion Preis für 'Junge Generation türkischer Künstler', gestiftet von
der Maçka Kunstgalerie und der Sainte Pulchérie Highschool, Istanbul
2015. Acay nahm an der Biennale Junger Künstler aus Europa und dem
Mittelmeerraum (BJCEM) in Mailand 2015 teil. Sie war Künstlerin in
Residency in der Cite des Arts Paris 2015 und im Yarat Artist Program in
Baku 2016. Sie wurde zum DIALOGFELDER-Programm in Chemnitz 2018
eingeladen. Acay nahm am Artist Residency Program im Taipei Artist
Village 2020 teil. Im selben Jahr lud sie zur Bauhaus100 Edition ein,
die in der Galerie Eigenheim Berlin und auf der Positions Berlin Art
Fair präsentiert wurde. Sie lud zum Künstlerprogramm Factory of
Contemporary Arts in Palbok (FoCA), Südkorea 2021 ein. Sie arbeitet als
unabhängige Künstlerin im Rahmen von AIR Programmen und unabhängigen
Projekten.