Desinformationen bzw. Fake News sind ein globales Phänomen unserer Informationsgesellschaft und der Einfluss auf politische, soziale und ökonomische Entwicklungen ist kaum zu überblicken. Ein Grund für uns sich als Raum für zeitgenössische Kunst und Kommunikation damit auseinander zu setzen. Im Rahmen unserer Jahresprogrammatik, welche sich mit dem Begriff der Kettenreaktionen beschäftigt und die Vielschichtigkeit der globalen Zusammenhänge untersuchen will, möchten wir eine Ausstellung zu diesem Thema ausrichten und dies noch vor der vorgezogenen Bundestagswahl am 23.02.2025.
Die schnelle und unkontrollierte Verbreitung von Informationen über soziale Netzwerke in Verbindung mit der Bild-, Video- und Textgenerierung von Künstlicher Intelligenz und der Anwendungen komplexer Algorithmen macht die Verbreitung von absichtlichen Halbwahrheiten, Desinformationskampagnen, Verschwörungstheorien oder politisch motivierter Propaganda einfach und effektiv. Die Verbreitung von Fake News kann dabei schwerwiegende Folgen haben, darunter die Verzerrung der öffentlichen Meinung, die Verbreitung von Misstrauen gegenüber etablierten Medien und Institutionen, und in einigen Fällen sogar die Förderung von Gewalt oder sozialer Unruhe. Dabei sind wir uns dieser Einflussnahmen scheinbar bewusst! Wir hören von manipulativer Wahlbeeinflussung, hybrider Kriegsführung, DeepFakes oder Cyberkriminalität. Auch wenn wir uns im Klaren über die Wichtigkeit einer erweiterten Medienkompetenz und die Fähigkeit zur kritischen Analyse von Informationen und die Nutzung vertrauenswürdiger Quellen sind, fällt es uns schwer die uns vertrauten Wahrheitsparameter zu hinterfragen und neu zu sortieren, sind wir doch schon evolutionär auf die visuellen und auditiven Sinneseindrücke angewiesen um zu überleben.
Die durch den Wegfall dieser Orientierungspunkte entstehende Angst und Verunsicherung wirkt gegenüber der Entwicklung von populistischen Bewegungen einem Katalysator gleich. Die Befähigung zur Unterscheidung von Wahrheit und Lüge muss neu erlernt werden.
Ob Videokunst, Fotografie, Installation, Objekt, Aktionskunst oder Malerei, ob aus Deutschland, den USA, Österreich, der Türkei, Finnland oder China – in dieser Ausstellung werden die aktuellen Möglichkeiten der Kunstproduktion unter Zu-hilfenahme von künstlicher Intelligenz genauso aufgezeigt wie die Verwendung von Des-information und Täuschung als künstlerisches Mittel zum Zweck.
Gezeigt werden falsche Ausgaben der Washington Post (2019), der New York Times und der New York Post (2009) der Künstler-gruppe The Yes Men, welche tausendfach in der US-Amerikanischen Hauptstadt verteilt wurden. In diesen wurde behauptet, dass der US-Präsident Donald Trump nach kürzester Zeit das Weiße Haus wieder räumen musste (2019) oder das der Irak Krieg beendet wurde (2009). Für weltweites Aufsehen sorgte die Arbeit Bad Beuys go Africa des Kollektives Frankfurter Hauptschule. Dabei wurde ein vermeintlich gestohlenes Kunstwerk von Joseph Beuys als symbolischer Akt der Wiedergutmachung angeblich in die ehemalige deutsche Kolonie Tansania ausgeliefert. Aram Bartholl entwickelt in seinem Video Greetings from Germany ausgehend von dem Einzelbild eines Videos einer Anti-Kriegs-Demonstration in Berlin sechs alternative Realitäten in Form von Interpretationen des Geschehens durch verschiedene KI Modelle. Klar wird dabei jedoch wie sehr diese von der Wirklichkeit abweichen. Anke Stiller stellt eine Sammlung von Schlagzeilen der Bildzeitung als wandfüllende Collage zusammen, um die systematische Verwendung von Provokation und Übertreibung zur Verbreitung von Angst und Verunsicherung aufzuzeigen, Addie Wagenknecht zeigt ein KI generiertes Video, in welchem die Künstlerin gegen sich selbst einen Boxkampf austrägt, Alison Jackson stellt mit täuschend echt inszenierten Fotografien privaten Momente von Prominenten nach und Ruizhe Zhuang stiftet Verwirrung, mit einem vermeintlichen Stadtplan von Berlin, welcher jedoch dem einer großen chinesischen Stadt entspricht.
Diese und viele weitere Arbeiten zeigt die Ausstellung Facts, Fakes and Fears bei EIGENHEIM Weimar bis zum 29.03.2029. Wir freuen uns auf Ihren Besuch zu unseren Öffnungszeiten oder immer nach Vereinbarung.
Weimar
21.02.2025 - 29.03.2025
FACTS, FAKES AND FEARS
Desinformationen im Zeitalter von künstlicher Intelligenz und Sozialen Medien
Die Auftaktausstellung zum Jahresprogramm von EIGENHEIM Weimar 2025
Ort: EIGENHEIM Weimar, Gärtnerhaus im Weimarhallenpark, Asbachstraße 1, 99423 Weimar
Eröffnung: 21.02.2025 um 19 Uhr
Dauer: 22.02. – 29.03.2025
teilnehmende Künstler*innen: Gökçen Dilek Acay, Aram Bartholl, Benedikt Braun, Cosima Göpfert, Frankfurter Hauptschule, Alison Jackson, Tea Mäkipää, Sarah Oh-Mock, Julian Palacz, Michal Schmidt, Julia Scorna, Marcus Sternbauer, Anke Stiller, Addie Wagenknecht, Moritz Wehrmann, Lars Wild, The Yes Men, Canan Yilmaz, 庄睿哲 Ruizhe Zhuang
Das Rahmenprogramm wird zeitnah auf unserer Webseite und auf unseren Sozialen Medien veröffentlicht. Mit Dank an die Stadt Weimar, die Kulturförderung der SparkassenVersicherung und die Kulturstiftung des Freistaats Thüringen.