ENRICO FREITAG reflektiert in seiner Malerei, Zeichnung und Grafik grundlegende und gegenwärtige Aspekte menschlicher Zivilisation. In anthologischen Serien widmet er sich dabei unterschiedlichen Phänomenen gesellschaftsrelevanter Themen und nach und nach entsteht so ein komplexer Zusammenhang zwischen den verschiedenen Werkgruppen des Künstlers.
Ein gedanklicher Ausgangspunkt und zugleich wiederkehrendes Motiv, welches sich ebenso als sinnstiftend für die weiteren Sujets des Künstlers erweist, kann in der Serie mit dem Titel LabOra gesehen werden. Mit diesem Titel, einer dem Benediktinerorden entlehnten Phrase Ora et Labora (Bete und Arbeite), führt uns der Künstler in eine Welt der Arbeit, die ebenso durch eine fast kontemplative Aura geprägt und doch tief in eine aktive fordistische Dystopie der Massenproduktion eintauchen läßt. Dabei wird Arbeit vom Künstler weder heroisiert noch kritisiert, sondern neutral und als logischer Bestandteil von Zivilisation und Gesellschaft betrachtet.
In einer Art autopoietischen Entwicklung dieser Grundidee folgen Serien wie The Poisoning, welcher ein folgenschweres Industriedesaster in den 50er Jahren in Japan zugrunde liegt. Oder Fresh Kills, welches sich in seiner Doppeldeutigkeit einerseits auf die gleichnamige, seinerzeit weltweit größte Mülldeponie am Rande New Yorks bezieht, andererseits fast schon ironisch die Brücke schlägt, zwischen dem factory-fresh, dem Verlangen unserer Konsumgesellschaft nach fabrikneuer Ware, und dem flüchtigen Moment des Habens einer dem Überfluß huldigenden Wegwerfgesellschaft.
BIOGRAFIE
Enrico Freitag wurde 1981 geboren und studierte von 2002 bis 2007 Freie Kunst an der Bauhaus- Universität in Weimar. Seither wird er regelmäßig auf Ausstellungen, Messen und kuratorischen Projekten im In- und Ausland gezeigt. Er war 2015 Stipendiat des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, nimmt an Artist in Residenz Programmen, wie 2015 bei bart-invites in Amsterdam oder 2009 am Bauhaus-Lab Marseille, teil und ist in einer Vielzahl staatlicher wie privater Sammlungen vertreten. Enrico Freitag lebt und arbeitet in Weimar.