Das künstlerische Werk von Anna Bittersohl hat in den letzten Jahren eine umfangreiche Weiterentwicklung erlebt. Ihre Malerei, geprägt von einem expressiv gestischen Pinselduktus, von Überlagerungen und Durchbrüchen, von figurativen Elementen und abstrakten Andeutungen von Landschaften oder Porträts, wurde durch eine Vielzahl neuer Medien ergänzt. Das rechteckige Format der Leinwand wurde aufgebrochen, große Papierarbeiten mit ausgerissenen Bildrändern entstanden, Fotografien und Collagen, Video- und Soundarbeiten sowie kinetische Objekte und Texte wurden angefertigt und aus diesen Elementen komplexe Rauminstallationen entwickelt.
Dabei ist Bittersohl Ihren zentralen Themen treu geblieben – die Wahrnehmung, Funktion und Abwesenheit von Zeit, die konstante Veränderung der Realität sowie die Entstehung und Beständigkeit von Erinnerungen. Vergangenheit und Gegenwart, werden von der Künstlerin stetig hinterfragt, innere und äußere Zustände dabei genauestens beobachtet.
Der spielerische und zugleich sehr konsequente Umgang mit all den neuen Ausdrucksmitteln hat dazu geführt, dass unter Federführung der Künstlerin ein umfangreicher Katalog mit einem Fokus auf die Raumarbeiten bei EIGENHEIM Weimar entstanden ist. Veröffentlicht wird dieser, 144-seitige mit unzähligen Abbildungen und einer Vielzahl von Texten versehene Katalog, nun im Rahmen einer gleichnamigen Ausstellung: "wo die festen Teile den Boden berühren". Bezüglich des Titels gibt uns die Künstlerin folgende Gedanken mit auf den Weg:
„Der Titel ist substanziell, eine ernstzunehmende Materie, also Material, dass es zu untersuchen gilt.
Untersuchung / Möglichkeit 1: Wo könnte irgendwo,nirgendwo, sonst wo, woanders oder aber auch genau hier sein. Es gibt keinen exakten Ort vor, wohl aber den Hinweis auf die Existenz eines solchen. (Wo oder was ist ein oder der Ort, für den es keine weiteren Angaben gibt?) Feste Teile setzen eine Substanz voraus, etwas greifbares, sei es auch noch so klein, oder leicht, aber etwas, das wir als fassbares erfahren. (Was ist Substanz?) Berühren. Physisch: Eine Körperoberfläche stellt mit einer anderen ein Verbindung, einen Kontakt her, ohne fest zuzufassen oder sich dauerhaft zu vereinigen. Emotional: zu einem Gefühl anregen. Berühren ist also ein zeitliches-, ein Momentereignis. Es kann auch ein sehr langer Moment sein. So lange sogar, dass wir ihn in unserer Lebensspanne nicht als solchen wahrnehmen können. Dann würden wir von einem Zustand sprechen. (wie kann ich einen Moment begreifen, den ich unter Umständen gar nicht wahrnehme?)
Der Boden. Man könnte per Definition sagen: -Boden ist der belebte und obere Bereich der Erdkruste. Vorstellen kann man sich den Boden als „dünne Haut“ der Erde. Böden bilden ein komplexes System, in dem unterschiedlichste chemische, physikalische und biologische Prozesse ablaufen. Als Ergebnis dieser Prozesse entstehen charakteristische Bodenhorizonte. Böden entstehen dabei immer dort, wo verschiedene Umweltsphären aufeinandertreffen und in Wechselwirkung miteinander stehen.- Betrachten wir den Boden als reines Phänomen ist der letzte Satz entscheidend. (-Suche nach Wechselwirkungen, Beobachtungen, Boden finden)“
Weimar
18.10.2024 - 23.11.2024wo die festen Teile den Boden berühren
Anna Bittersohl / Ausstellung und Katalogveröffentlichung
Vernissage: 18.10.2024 ab 19 Uhr
Dauer: 18.10. – 23.11.2024
Finissage: 23.11.2024 ab 19 Uhr
mit dem „Shed Ballet“ (Rudimental Glam Rock aus Leipzig)