Shanghai

06.07.2014 - 07.01.2015

W &M

Wang Yuhong and Mario Weinberg 


Ort Shanghai, China

Eröffnung 06.07.2014

Zeitraum 06.07.2014 – 07.01.2015


Informationen

Wang Yuhong und Mario Weinberg - Die Energie dazwischen -

Eine Zusammenarbeit zwischen zwei Malern mit unterschiedlichen Ausdrucksformen, wie Wang Yuhong und Mario Weinberg, erfordert von den Künstlern Offenheit, aber auch Interesse an der Arbeit des jeweils anderen und einen selbstbewussten Umgang mit ihrem eigenständigen Stil. Die abstrakte, direkte und impulsive Herangehensweise, wie sie in Mario Weinbergs Arbeiten zu sehen ist, steht in starkem Kontrast zu Wang Yuhongs kontemplativer und konkreter themenbezogener Arbeit. Die Ausstellung zeigt die Werke der Künstler als Einzelstücke der einzelnen Künstler; die Künstler haben nicht gemeinsam an den einzelnen Bildern gearbeitet.

Das Vertrauen der Künstler beruht allein auf dem gegenseitigen Interesse und dem Glauben an den Ausdruck des jeweils anderen. Das Einzige, worüber sie sich einig waren, ist das Format und die Menge der Werke, die in dieser Ausstellung gezeigt werden sollen. Abgesehen von Diskussionen über die Werke des jeweils anderen, gab es keinen direkten Dialog zwischen den Künstlern über die Kompositionen, bevor sie in dieser Ausstellung gezeigt wurden.

Beide lassen lediglich ihr gegenseitiges Interesse und den Kontrast zwischen ihren Werken zu einem interkulturellen und ästhetischen Experiment werden. Natürlich besteht bei einer solchen Konfrontation das Risiko, dass die Arbeiten des einen über- oder unterbewertet werden. Bei der Betrachtung von Weinbergs bisherigen Arbeiten ist ein deutliches Muster von Pop-Referenzen und figurativen Bezügen zu erkennen. Während Yuhong opulente figurative Arbeiten zeigt, hat Weinberg dagegen inzwischen ganz auf Objektbeziehungen verzichtet. Interessant ist auch, wie Weinberg in seinen Kompositionen stets mit Widersprüchen umgeht. Damit folgt er einem seiner Grundprinzipien: dem Umgang mit Gegensätzen wie dem Figürlichen und der Abstraktion, den monochromen Farben gegen eine Fülle von Farben. Auch Yuhong arbeitet mit Gegensätzen. Während ihre Stillleben und Fotoarbeiten auf den ersten Blick sehr traditionell wirken, mischen sich hinter die chinesische Ästhetik deutliche westliche Einflüsse. Yuhongs Kontraste sind diese westlichen Einflüsse in traditionellen chinesischen Stillleben, wobei die westliche Ästhetik in Form von Ausschnitten aus der Werbung, kulturellen Objekten oder Verweisen auf westlich orientierte Künstler präsent ist. Beide Künstler erzeugen Spannung durch ihre Kontraste. Nun gehen beide Künstler noch einen Schritt weiter und stellen ihre Werke und ihre Herangehensweise Kopf an Kopf einander gegenüber
einander gegenüber. Es ist eine vielversprechende Kooperation zwischen zwei Künstlern, die einen mutigen Schritt nach vorne wagen, und es scheint, als ob beide Seiten als Gewinner hervorgehen! Hier prallen Kulturen, Sehgewohnheiten, Formalitäten und inhaltliche Herangehensweisen an die Kunst aufeinander und es entsteht etwas Außergewöhnliches. Zwei unterschiedliche Herangehensweisen und unterschiedliche Werke scheinen sich gegenseitig zu verstärken, brechen nicht auseinander, wenn man sie nebeneinander stellt, sondern entwickeln eine offensichtliche und faszinierende Spannung, die sich dem Betrachter sofort erschließt.

Um den Ursprung dieser Spannungen zu entdecken, ist es wichtig, sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten in diesen Werken herauszuarbeiten. Erstens scheint es, dass beide Seiten etwas Mystisches verbergen. Wang Yuhong verbirgt ihren Inhalt in den ineinander verwobenen Geschichten, die ihr Stillleben erschafft, während Mario Weinbergs Arbeit auf eine Erzählung verzichtet und stattdessen eine gewisse Situativität im Moment der Entstehung des Werkes erzeugt; ein idealer Zustand der Konzentration in der Kunst und somit im Grunde kryptisch. Sowohl unterhaltsam als auch zielgerichtet, ähnlich der Intuition, werden Weinbergs gestische Aktionen mit Farbe auf der Leinwand festgehalten. Leere Räume ignorieren kühn Möglichkeiten; aggressive Malflächen verbergen etwas dahinter. Wang Yuhong arrangiert; Weinberg handelt, verwirft und sammelt. Kontemplation und Konzentration spielen in den Arbeiten beider Künstler eine große Rolle, und beide scheinen den reinen Instinkt anzuzapfen: Wang Yuhong durch die Auswahl der Objekte, aus denen ihr Stillleben bestehen wird, und den erzählerischen Wert jedes Objekts im subjektiven Auge des Betrachters; Mario Weinberg durch seine Farbwahl und die Entschlossenheit, die er auf seine Bewegungen projiziert. Darüber hinaus brechen beide Seiten mit Traditionen und Sehgewohnheiten: Mario Weinberg in der Abstraktion und dem gewollten Bruch, den er mit der Verwendung nicht harmonischer Kompositionen und Farbabstimmungen schafft; Wang Yuhong durch die Erstellung digitaler fotografischer Illustrationen von malerischen Stillleben und die Einbindung traditioneller chinesischer Tuschemalerei in Fotografien. Die ausgewogenen Proportionen und harmonischen Kompositionen von Wang Yuhong werden nun mit den Gegensätzen der Arbeiten von Mario Weinberg konfrontiert. Beiden Arbeiten ist auch ein destruktives Element gemeinsam: Wo Wang Yuhong auf einer harmonischen und gut gerahmten Fotografie expressive Farbpartituren hinzufügt, die ihr irgendwie schaden, scheint Weinberg ganz ohne die Einschränkungen einer Leinwand zu schaffen. Wir sehen, wie beide Seiten ihren individuellen Sinn für Mystik und die sie umgebende Aura heraufbeschwören. Hinter den offensichtlichen und weniger offensichtlichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den Werken liegt das Aufeinandertreffen unterschiedlicher kultureller Hintergründe, das dieser Zusammenarbeit innewohnt; das interessanteste Element, das uns zu Antworten führen könnte, wenn es um die Energie geht, die zwischen dem in Shanghai, China, lebenden Künstler Wang Yuhong und dem in Münster, Deutschland, lebenden Künstler Mario Weinberg gefunden wurde. Es ist allgemein bekannt, dass Individuen, die aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenkommen, oft Katalysatoren für etwas Unvorhersehbares, Mystisches und Unbekanntes sind. Die Energie zwischen diesen beiden individuellen Arbeiten ist in gewisser Weise vergleichbar mit einer Elektronenbatterie, deren unterschiedliche Ladung einen Energiefluss zwischen zwei Polen erzeugt; eine Kraft, die zwischen ihnen entsteht. Es bleiben Fragen, die nun beantwortet werden können und unsere Wahrnehmung verändern. Hält ein Werk dem Einfluss eines anderen stand? Verändert sich der Wert eines Werkes? Was für ein Bild entsteht durch die Verschmelzung von zwei? Wird es ein völlig neues Bild sein oder nur eine Zusammenstellung zweier unterschiedlicher Werke? Welchen Einfluss hat China auf einen deutschen Maler? Wie wirkt ein deutscher Maler auf einen
chinesischen Menschen? Die beiden unterschiedlichen kulturellen Einflüsse bleiben in zwei getrennten und individuellen künstlerischen Ausdrucksformen deutlich sichtbar. Während man in den kulturellen Unterschieden eine einfache Erklärung finden könnte, steckt in der Energie, die zwischen diesen beiden Künstlern entsteht, mehr als nur das. Sie entsteht durch Zufall, sie entsteht durch die gegensätzliche Spiritualität und das Genie hinter den künstlerischen Arbeiten. Zu verstehen ist unerreichbar und unerklärbar. Für die Galerie Eigenheim in Shanghai betrachten wir die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Künstlern vorerst als glückliche Fügung, die Kulturen verbindet und die daraus resultierenden unvorhersehbaren Kräfte katalysiert. (Text von Konstantin Bayer)

Ansichten

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