Berlin

26.10.2019 - 14.12.2019

TOP DOWN BOTTOM UP – Ökonomisierung und Soziales

Eröffnung 26.10.2019 um 19 Uhr
Dauer 26.10. – 14.12.2019
Ort EIGENHEIM Berlin, Kantstraße 28, 10623 Berlin

beteiligte Künstler_innen Benedikt Braun, Vanessa Brazeau, Gabriel Dörner, Enrico Freitag, Elfi Fröhlich, Sebastian Jung, Tommy Neuwirth, Anna Schimkat, die Professur Städtebau, Jose Taborda, Philipp Valenta

Informationen

Die vierte Ausstellung von EIGENHEIM Weimar/Berlin als offizielles Schaufenster der Bauhaus-Universität Weimar zum Jubiläum 100 Jahre Bauhaus beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Ökonomisierung unserer Gesellschaft. Als Ökonomisierung wird die Ausbreitung von Marktprinzipien in andere gesellschaftliche Teilbereiche bezeichnet. Das ökonomische Prinzip der Effizienz findet Einzug in immer mehr soziale Bereiche, sei es in der Bildung oder im Gesundheitswesen. In der Alltagssprache ist das Eindringen ökonomischen Denkens leicht erkennbar: der Patient wird zum Kunden, der Verwaltungsakt zur Dienstleistung und die Spende zum Sponsoring.

Zum einen durchdringt die Ökonomisierung auf diese Weise unsere Sozialsysteme und ist damit Grundlage für ein tiefgreifendes gesellschaftliches Ungleichgewicht; zum anderen ist diese Durchdringung Ursache für einen fragwürdigen Wertekanon – höher, schneller, weiter – Erfolg, Karriere, Aufstieg – das Leistungsprinzip als Leitbild hat sich in unseren Alltag eingenistet, generiert dauerwährend Erfolgsdruck und schürt Abstiegsängste. Abhängig vom Erfolg erscheint die individuelle gesellschaftliche Stellung, und damit die Chance auf eine optimale Bildung, Gesundheit oder Altersvorsorge. Soziale Schichten werden maßgeblich durch den ökonomischen Erfolg des Einzelnen unterschieden. Wir sind dahingehend in einer Abhängigkeitskette von Leistung und sozialem Zuspruch gefangen, welche große gesamtgesellschaftliche Störungen zur Folge hat. Aber gut, blicken wir in die Zukunft, scheinen sich umfangreiche Veränderungen auszumachen. Ein Wertewandel ist absehbar. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass in bereits 50 Jahren weniger als 10 Prozent der Bevölkerung ausreichen werden, um die benötigten Güter und Dienstleistungen zu erarbeiten. Doch gerade in Hinblick auf die in naher Zukunft absehbaren Veränderungen müssen wir über die gesellschaftliche Tragfähigkeit dieses Prinzips diskutieren.

Natürlich sind wir uns im klaren darüber, das die Ökonomisierung auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft hatte und hat und es ist nicht unser Ziel diese einseitig zu kritisieren. Auch sind wir uns bewusst, dass dieses so komplexe und umfangreiche Thema im Rahmen einer solchen Ausstellung nur in Auszügen dargestellt und diskutiert werden kann. Einen gesamtheitlichen Einblick in eine solche Thematik zu geben ist wohl eher Aufgabe von Wirtschaftsökonomen, Wissenschaftlern oder Politikberatern als die von Künstlern. Und doch spiegeln Künstler den Zeitgeist wieder und entwickeln oft einen ganz eigenen, vielleicht spielerisch intuitiven, vielleicht beängstigend dystopischen, Blick auf die Situation.

So lässt die Malerei und Zeichnung von Enrico Freitag tief in eine aktive fordistische Dystopie der Massenproduktion eintauchen, erinnert uns Sebastian Jung mit der Verlagerung einer Marx Büste in den trivialen ökonomisch-sozialen Rahmen eines Einkaufszentrums daran, dass es möglich ist, aus der bewusstlosen Teilhabe an den Strukturen kapitalistischer Ökonomie herauszutreten oder gibt uns Gabriel Dörner mit der umfangreichen Publikation des interdisziplinären Forschungsprojektes Ästhetik der heilsamen Orte Einblick in die ökonomische Struktur der Thüringer Krankenhäuser. Tommy Neuwirth lässt uns mit seinem Netzwerk für bedingungsloses Grundeinkommen auf humorvolle Weise über unseren Sozialstaat nachdenken, Philipp Valenta eröffnet eine Servicestation zum Waschen des eigenen Geldes, Vanessa Brazeau überträgt die Änderungen börsennotierter Unternehmen auf eine Fitness App und Benedikt Braun zeigt u.a. eine Installation, welche auf bildhafte Weise die gesellschaftliche Unterschicht beleuchtet. Elfi Fröhlich spielt in ihrer Arbeit Art Tabs mit unserer Aufmerksamkeitsökonomie und gibt den Erzählungen, welche sich zwischen verschiedenen Bildelementen entwickeln freien Raum, lässt uns mit ihrer Arbeit Calgon an selbstreflektiver, kontemplativ reinigender Feinarbeit und Bedeutungsentsorgung (Fröhlich) teilhaben oder gibt uns mit dem Video Keine Zeit bestehend aus Scans ihrer Terminkalender von 1994 bis 2015 einen tiefen Einblick in die Arbeit als Künstlerin und Professorin der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Unserem Ziel genau diese Institution in ihrem breiten Bildungsspektrum abzubilden werden wir in dieser Ausstellung auch durch einen Beitrag der Professur Städtebau gerecht. Hier stellen wir zwei Architekturentwürfe für einen ökologisch-ökonomisch sozialen Entwicklungsplan für eine hochpotente Fläche im Zentrum Berlins vor. 

Somit sind wir angekommen am Ort des Geschehens und laden Sie hiermit zur Ausstellung TOP DOWN BOTTOM UP – Ökonomisierung und Soziales bei EIGENHEIM Berlin ein.

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