„Zwei Männer am Meer” von Caspar David Friedrich: Ein tief romantisches Werk voller Sehnsucht. Wenig romantisch jedoch waren die Umstände seiner Entstehung. Im Vorjahr der Fertigstellung des Werks, 1816, brach der Vulkan Tambora auf einer Insel im indischen Ozean aus. Dem zur Folge zog eine orange-braune Staubwolke über den Himmel von Amerika und Europa und verdunkelte ihn für über ein Jahr. Die Temperaturen sanken selbst im deutschen Sommer teilweise in Minusgrade ab. Es folgte eine schlechte Ernte und eine schlimme Hungernot. Auch in dem Bild zeigt sich der orange gefärbte Himmel über dem kalten Europa. Friedrich findet in dieser Zeit der Katastrophen und Panik eine Quelle der Hoffnung und Bedeutung und fängt diese in seinen sehnsuchtsvollen Bildern ein.
Über 200 Jahre später prankt in Großbuchstaben der Slogan “Sehnsucht nach morgen” über dem Weimarer Theater. Nach zwei Jahren der Katastrophenstimmung und Panik, befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie Caspar David Friedrich nach dem „Jahr ohne Sommer”. Durch Lockdowns, Angst und Krieg wird die Sehnsucht in der Kunst wieder ein zentraler Begriff. Aber was bedeutet Sehnsucht für die Kunst? Ist es nur Flucht in eine überzeichnete epische Welt? Oder ein Statement gegen pauschale Negativität und Liebe zur Apokalypse? Was bedeutet Sehnsucht überhaupt? Wie wird sie spürbar und wie äußert sie sich? Welche Möglichkeiten und Gefahren birgt sie? Wie wird sie in einem Menschen angelegt und welche Rolle spielt die Kunst dabei? Sind wir sehnsuchtgesteuerte Künstler oder steuern wir Künstler die Sehnsucht für Andere? Und welche gesellschaftliche Verantwortung leitet sich dadurch ab?
Die Ausstellung trägt den Titel „Horizonte“. Sie beinhaltet eine installative Zusammenstellung aus Bewegtbild, Musik, Drucken und Skulpturen und geht der Frage nach, welche Rolle die Sehnsucht in der Kunst spielt. Wie treibt uns unsere Sehnsucht an und welche Auswirkungen hat sie gesellschaftlich? Der Raum lädt die Besucher ein, sich diesen Fragen zu stellen und sich auf die Suche nach neuen Horizonten zu begeben.
STUDIO LIEBE ist ein junges Künstlerduo bestehend aus Elisabeth und Benjamin Geyer. Die beiden erkunden spielerisch die weiten Felder von Film, Animation und Musik, und deren Inszenierung im Raum. Ihre Wege kreuzten sich erstmals im Kommunikationsdesign Studium in Würzburg, wo sie ihr interdisziplinäres Verständnis und ihre spielerische Arbeitsweise für Animation entwickelten. Von dort aus zogen sie gemeinsam für ein Medienkunst und Gestaltung Master Studium nach Weimar an die Bauhaus Universität. Ihr erster Animationsfilm ERMO (2021) erlangte große Anerkennung und wurde unter anderem auf dem ITFS, dem Kurzsüchtig sowie diversen Festivals im In- und Ausland gezeigt. Gefördert wurde das Musik-Film Projekt von Initiative Musik einem Programm des deutschen Kultusministeriums für aufstrebende junge Künstler. Ein Auslandsjahr an der Escola das Artes der Universidade Catolica Porto, verstärkte die freien künstlerischen Tendenzen von Studio Liebe, wo sie unter anderem bei zwei großen Ausstellungen in Portugal mitwirkten. Gemeinsam mit der Band Benshi arbeiteten sie an dieser Ausstellung im Zuge ihrer Medienkunst und Gestaltungs Masterabschlussarbeit.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch zur Eröffnung am 21.09.2023 um 19 Uhr, zu den regelmäßigen Öffnungszeiten oder immer nach Vereinbarung.
Weimar
21.09.2023 - 24.09.2023Horizonte – Unsere Sehnsucht in der Kunst
Eine Ausstellung von Studio Liebe bei EIGENHEIM Weimar
Ort EIGENHEIM Weimar, Asbachstraße 1, Weimar
Dauer 21.09. – 24.09.2023
Vernissage mit Benshi Konzert 21.09.2023, ab 19:00 Uhr
Öffnungszeiten Do. – So. 16 – 20 Uhr, sowie nach Vereinbarung