Berlin

17.03.2017 - 30.04.2017

FLÜGEL HABEN KURZE BEINE - Benedikt Braun und Frederik Foert im Dialog

Ort EIGENHEIM Berlin
Eröffnung 17.03.2019 um 19 Uhr

Dauer 17.03. – 30.04.2017 


Informationen

Hiermit laden wir herzlich zur Eröffnung der Dialogausstellung von Benedikt Braun und Frederik Foert, am 17.03.2017 um 19 Uhr in die Galerie Eigenheim Berlin ein. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Was haben ein Scheibenwischermotor, ein Regalbrett, eine Schnur und Bierdosen (Frederik Foert, Ruinenbaumeister, 2010) gemeinsam mit einem Sonnenschirmständer, einem Schokoschaumkuss und einer Zigarette (Benedikt Braun, Schirmherr, 2015). Natürlich im ersten Moment rein gar nichts! und Doch! Wir finden uns wieder in der Welt zweier Künstler, welche es lieben Assoziationsketten zu bilden und den Betrachter damit in einem Assoziationsraum zu entführen in welchem die Welt als Ganzes in Betracht gezogen werden muss. Nennen wir es einen Freiraum, den diese Künstler nicht nur sich eingestehen, sondern auch den Besuchern abverlangen. Denken wir doch in Mustern, welche sich in ihrer Form unseren alltäglichen Denkweisen und Ritualen angleichen. Diese werden hier aktiv aufgebrochen!

Gerade deswegen liegt es nahe das man im ersten Augenblick vor einer dieser beiden genannten Arbeiten steht und sich der Frage gegenüber gestellt sieht: Was wollte uns der Künstler damit sagen? Ein letztendlich guter Ansatz, den es zu erforschen gilt – und da sich Kunst nicht unbedingt so leicht lesen lässt wie ein Komikheft braucht man hier und da, einem Krimi ähnlich, ein wenig Geduld und eine Ansammlung von Hintergrundinformationen bis eine Wahrheit ans Licht kommt. Schauen wir also hier und da ein wenig genauer hin: Liest man das Interview zu Brauns letzter Ausstellung in der Galerie Eigenheim, so finden wir zu der Arbeit Schirmherr einen historischen Bezug: Machtpositionen hinterfragend erwähnt Braun Kongo Müller, einen fanatischen Ex-Nationalsozialisten, welcher sich nach dem Sturz des 3.Reichs in den 1960er Jahren als Söldner an der brutalen Niederschlagung der Simba-Rebellion im Kongo beteiligt war. Dieses Phänomen der Machtausübung und Unterdrückung bezieht Braun nun auf die Jetztzeit und gibt uns über folgende Hashtags einen Einblick in seine Assoziationskette: Schirmherr #Bereicherung an Flüchtlingen #Schlepperbande # Sonnenschirm #Haut-Bräunung #Rassismus #Krisengewinner #keine nassen Füße #erhöht #Sockel #Macht #Strand #Pool #Entspannung #Urlaub.

Stellen wir dem Gegenüber nun die kinetische Installation Ruinenbaumeister von Frederik Foert. Auf einem Regal steht ein Turm aus fünf aufeinander gestapelten Bierdosen, welcher durch einen ausgeklügelten Mechanismus zum Einsturz gebracht wird und wie durch Zauberhand wieder aufersteht. Allein die Wahl des Titels lässt uns möglicherweise einen kritisch lesbaren historischen Bezug aufbauen.

Ruinen sind gemeinhin ein nichtmehr funktionales architektonisches Relikt einer vergangenen Kultur. Zwei Fotografien neben der Installation verraten uns vielleicht mehr. Wir sehen zum einen eine wohl griechisch antike Ruine bestehend aus drei Säulen und einem fragmentalen Gebälk und zum anderen einen auf einem Stuhl schlafenden Menschen auf dessen Beinen und Kopf drei säulenähnliche Stapellungen von Bierdosen stehen. Auf Nachfrage erfahren wir vom Künstler, dass es sich um die Überreste eines Athena Heiligtums in der Tempelanlage von Delphi handelt, das er sich so auf das dortige antike Orakel bezieht und zum anderen griechische Säulen, wenn nicht monolithisch, eben aus einzelnen Trommeln aufgebaut sind, wie auch das Bild mit den Bierdosensäulen! Eine Assoziationskette unglaublichen Ausmaßes macht sich auf. Ruinenbaumeister #der Mittelpunkt der Welt, #das Ende des Goldenen Zeitalters, #Weissagungen in Trancezuständen ... Versuchen wir, aufgrund dem sich erschließenden inhaltlichen Umfang dieser Arbeit, auf kurzem Wege eine Erklärung: Ein fragiler Zustand hier wie dort, welcher das zyklische Auf und Ab einer Kultur nach zu stellen und zugleich unsere Genussgesellschaft zu hinterfragen vermag. In diesen beiden Arbeiten finden wir exemplarisch inhaltlich wie formal parallelen in den Denkweisen beider Künstler die es in der Dialogausstellung Flügel haben kurze Beine zu vertiefen gilt.

Wir können also gespannt sein und freuen uns auf Ihren Besuch.

Ansichten

Galerie Eigenheim

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BERLIN EIGENHEIM Berlin / Kantstraße 28, 10623 Berlin / berlin@galerie-eigenheim.de
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