7 SOLI UND EIN SOZIALFALL
Gehen wir mal davon aus, dass ein Sozialfall nicht eindimensional negativ konnotiert ist, sondern genauso als Arbeit an der Gesellschaft verstanden werden kann, so ist der einzelne Künstler nur allzu oft beides; ein Diener an der Gesellschaft, Beobachter, im besten Falle Vordenker, Forscher oder Reformator, und doch manchmal zugleich Sozialfall unter Verwendung des herkömmlichen Verständnisses dieser Begrifflichkeit. Selbständig mit Unterstützung vom Amt, Kleinunternehmer im besten Fall, Harz IV Empfänger im Schlimmsten, ein Lebenskünstler, ein Überlebenskünstler. Freilich, ein selbstgewählter Lebensstil und erst recht nicht zu bedauern. Aus verschiedenen Blickwinkeln sogar zu beneiden. Doch nein! Wollen wir hier keine Klischees bedienen, sondern betrachten wir uns den Einzelfall genauer. So ist die eine Dozentin in Brüssel, der andere des öfteren im öffentlichen Auftrag unterwegs. Steht jeder Künstler für sich, so tritt sein eigenes Lebenskonzept, sein individueller Anspruch und die Auseinandersetzung mit der Umwelt deutlicher hervor. Und doch ist jeder Künstler auch immer sein eigener Mittelpunkt, zugleich Teil einer Gemeinschaft, sei es unter Freunden, in einem Kunstverein, Ateliergemeinschaft, Stammtisch oder eben Teil eines Raumes für zeitgenössische Kunst und Kommunikation. Im Spannungsfeld zwischen (extrovertiert und introvertiert) egozentrisch und exzentrisch gibt es viele Farbspektren und jede Einmischung von Außen, jeder Rückzug nach Innen ist Teil des kreativen Prozesses. Diese Art von Dopplung, in Solo und Sozial oder eben die Weise nach aussen und nach innen und sei es eben nur aus dem Verständnis des Kunst-Machens und Kunst-Wahrnehmens heraus, ist Teil der Auseinandersetzung der Ausstellung.